Fortsetzung…

… Daher führte mich der Weg von der grundlagenorientierten Enzymforschung sehr schnell zu den therapeutischen Proteinen, die seit den 1980er Jahren die Pharmaindustrie grundlegend verändert haben.

Ab 2000 arbeitete ich in einem neu gegründeten Biotech-Startup in Halle/Saale, wo wir Proteinherstellung im industriellen Maßstab erforschten und zur Anwendung brachten. Dabei fokussierten wir uns nach einigen Jahren auf die Produktion von Antikörperfragmenten, therapeutischen Enzymen und Proteinhormonen in Bakterien. 2017 wechselte ich zur IDT Biologika, einem Mittelständler mit 1400 Mitarbeitern, der Arzneimittel und Impfstoffe herstellt.

In meiner Zeit in Karl-Marx-Stadt hatten wir sehr gute Lernbedingungen. Computer an Schulen waren kaum verfügbar, aber wir hatten welche. Wir konnten Praktika an der TU oder der Bergakademie in Freiberg machen und schon in das spätere Studium „hineinschnuppern“. Es gab Englischunterricht in kleinen Gruppen. Gerade Englisch ist heute in der Wissenschaft und Geschäftswelt unverzichtbar und ich brauche es täglich bei meiner Arbeit mit Kunden und Behörden aus aller Welt.

Vielleicht noch wichtiger waren die „soft skills“, die vermittelt wurden: Geduld und Hartnäckigkeit, die in der Wissenschaft unverzichtbar sind, die Argumentation auf Basis von Fakten und nicht nur Meinungen. Wir lernten, den Dingen auf den Grund gehen, was in der Ursachenforschung der Qualitätssicherung eine unverzichtbare Voraussetzung für die Verbesserung die Qualität von Arzneimitteln ist. Als Abiturient des Jahrgangs 1990 war die politische Wende natürlich auch prägend: offener Austausch über Politik und Gesellschaft war plötzlich möglich und wurde auch an der Schule gelebt. All das waren gute Voraussetzungen für das spätere Leben und den Beruf. Dafür bin ich sehr dankbar und denke gern an die Zeit an der (damaligen) Spezialschule zurück, die später zum Kepler-Gymnasium wurde. Viele Grundlagen für die spätere Entwicklung legt eine gute Schule und das hat unser Gymnasium getan.