Exkursion nach Belgien und Frankreich
Auf den Spuren des Ersten Weltkrieges
Über einhundert Jahre ist sie her – die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts – der Erste Weltkrieg. Unzählbar ist die Zahl von jungen Menschenleben, die sprichwörtlich dahingerafft wurde, nur um das imperiale Streben der europäischen Großmächte in seiner letzten Phase – man sprach ganz offen vom „großen Kräftemessen“ – auf den Schlachtfeldern im Westen und Osten Europas sowie in den Bergen der Alpen fortzusetzen und nach Wunsch der militärischen Führungen final zu entscheiden.
Diejenige Macht, die den letzten Soldaten hätte, habe gewonnen. Diese Denkweise der klassischen, fast mittelalterlich anmutenden Entscheidungsschlacht im Felde brachte entsetzliches Leid für die Soldaten, bereitete aber auch gleichzeitig den Nährboden für Ressentiments und ebnete den Weg hin zum Nationalsozialismus. So wurde er ein Krieg, der in seiner Brutalität und Menschenverachtung alle bis dahin geführten kriegerischen Auseinandersetzungen bei weitem übertraf. Er wurde Mann gegen Mann, Maschine gegen Maschine, aber auch Ressource gegen Ressource geführt. Durch die technisierte und maschinisierte Kriegsführung waren die Soldaten einem unvorstellbarem Leid und Elend ausgesetzt, dessen Traumata weit über sein Ende im November 1918 hinaus ihre fürchterliche Strahlkraft in die erste deutsche Demokratie und deren Zerstörung am 30. Januar 1933 entwickelte.
Dass im Grunde genommen jeder von uns innerhalb seiner Familiengeschichte betroffen sein würde, war statistisch gesehen völlig plausibel, bekam aber durch die Sichtung von alten Unterlagen im vorliegenden Fall doch eine ganz persönliche Motivation zur kritischen Auseinandersetzung mit diesem Krieg. Mein Großvater Johannes Gustav Günther, Jahrgang 1897, musste als gerade einmal 19jähriger in den Krieg ziehen, um aus ihm, schwer verwundet, am 26.06.1918 auf das väterliche Bauerngut „im zwingenden Interesse der Volksernährung zur Arbeitsleistung“ entlassen zu werden. Aus der Beschäftigung mit den einzelnen Schlachtszenarien, die, wie damals üblich, akribisch und akkurat im Militärpass vermerkt wurden, entstand die Idee, die seit 20 Jahren an der Schule im zweijährigen Rhythmus stattfindende Exkursion auf das Schlachtfeld von Verdun um jene zu erweitern, an denen der Großvater teilnehmen musste. Entstanden ist eine in ihrer Komplexität einzigartige Exkursion für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 bis 11.
Die Exkursion macht unter anderem in Ypern (Belgien), auf dem Chemin des Dames, auf den Schlachtfeldern in Flandern sowie in Verdun Station. In einem Reisepreis von zirka 420 € sind Bustransfer, Übernachtung, Frühstück sowie sämtliche Eintrittspreise und Kosten für Museen und Führungen enthalten. Ein Taschengeld von 15 – 20 € pro Tag hat sich bei den letzten Reisen als ausreichend erwiesen. Einige Fotos sollen stellvertretend für die sehr eindrücklichen Momente dieser Exkursion stehen.
Christian Günther
Fachlehrer für Geschichte