BeLL – Besondere Lernleistung
Es ist bemerkenswert, dass sich Schüler unseres Gymnasiums auch ohne Wettbewerbsanreiz langfristig mit wissenschaftlichen Aufgaben auseinandersetzen. Die Erarbeitung einer Besonderen Lernleistung ist ein vom Gymnasiasten der Oberstufe selbst gewählter und verantworteter Beitrag im Rahmen seiner Schulbildung und stellt eine neue Möglichkeit zur Anrechnung im Abitur dar. Einer solchen zusätzlichen, anspruchsvollen Aufgabe stellen sich seit Jahren die Schüler des JKG erfolgreich. Dies bedeutet einen Gewinn an fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenz, verbessert somit die Voraussetzungen für ein Studium an einer fortführenden Bildungsstätte.
Ursprung der BeLL
Seit Ende der 80er Jahre wurden von gewillten Schülern, ausgehend vom Fach Informatik, umfassende Projektarbeiten angefertigt. Es zeigte sich schnell, dass diese Schüler mit viel Fleiß und einem hohen Anteil an Selbstständigkeit komplexe und vor allem fachübergreifende Themen in guter Qualität bearbeiten. Die Ergebnisse wurden vom Informatiklehrer bewertet und waren somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mitte der 90er erfolgte eine Ausweitung der Themen, da auch andere Fachrichtungen des Hauses von den Leistungen der Schüler beeindruckt waren. Dadurch, dass den Schülern bzw. Schülergruppen Mitarbeiter verschiedener Einrichtungen, allen voran die TU Chemnitz, zur Seite standen, erreichte man eine Steigerung der Qualität der Arbeiten. Einige erzielten sogar beim Wettbewerb »Jugend forscht« gute Ergebnisse. Vom sächsischen Kultusministerium in Dresden wurden wir gebeten, als Modellschule für die Vorbereitung und Durchführung ihrer Beschlüsse vom Februar 1997 über die Besondere Lernleistung (BeLL) als Bestandteil des Abiturs, unsere Standpunkte einzubringen. Die Idee von einer öffentlichen Verteidigung der Arbeiten fand ebenso Einzug, wie der Einsatz wissenschaftlicher Betreuer und die Bewertung der Arbeiten. So können seit dem Schuljahr 1999/2000 zum ersten Mal angefertigte Projektarbeiten in die Abiturwertung eingebracht werden. Im Normalfall ist ein Projekt dieser Art freiwillig. Schüler im vertieft mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil sind dazu verpflichtet. Eine Einschränkung der Themenwahl gibt es nicht. Die Schüler suchen sich in Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz bzw. anderen Einrichtungen Inhalt, Betreuer und Kooperationspartner. Sie können sich 2 Stunden auf die zu erbringende Gesamtwochenstundenzahl anrechnen lassen. Es kann in Gruppen bis zu 3 Teilnehmern gearbeitet werden, wobei die einzelnen Schüler eine genau abrechenbare Teilaufgabe erhalten müssen. Spätestens Anfang des 2. Halbjahres der Klasse 11 sollte die Arbeit beginnen. Zu Beginn der Klasse 12 müssen sich die Schüler entscheiden, ob sie die Verteidigung der Arbeit im Frühjahr des folgenden Jahres als zusätzliche mündliche Prüfung in die Abiturwertung einbringen möchten. Falls sie sich dagegen entscheiden, ist die schriftliche Bewertung, die durch die Betreuer erfolgt, die Abiturzeugnisnote. Die Verteidigung der Arbeit geht zusammen mit der schriftlichen Dokumentation in das Gesamtprüfungsergebnis ein.
BeLL 2020
Unsere diesjährigen BeLL-Verteidigungen sind – wie so viele andere Events – der virusbedingten Krise zum Opfer gefallen. Nichtsdestotrotz haben unsere Schüler viele interessante wissenschaftliche Themen erforscht und bearbeitet, auch bei „Jugend forscht“ eingereicht. Viele der Arbeiten sind zumindest mit einem Plakat im Schulhaus präsent und können dort auch wahrgenommen werden. Es lohnt sich.
Nachfolgend einige Beispiele, die die Vielfalt der BeLL-Arbeiten präsentieren
Ludwig Sontag
Chronobiologische Einflussfaktoren auf das Lern- und Arbeitsumfeld am Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz
Tim Lang
Der Einsatz von Cannabinoiden in der Palliativmedizin – Cannabis als Alternative zur konventionellen Schmerztherapie
In der BeLL wurde sich mit der Wirksamkeit von Cannabis und Cannabispräparaten in der Palliativmedizin beschäftigt, da zum Zeitpunkt des Erarbeitens eine unzureichende Studienlage in diesem Gebiet vorlag.
Dafür wurde ein strukturiertes Interviewverfahren mittels einheitlichen Fragebogens erstellt, welches unter Palliativpatienten des Heinrich-Braun-Klinikums Zwickau und Schmerzpatienten einer niedergelassenen Hausärztin in Erlabrunn durchgeführt wurde. Die Beantwortung erfolgte durch die Patienten mithilfe des behandelnden Arztes.
Anna-Maria Zabel
Organspende in Deutschland – Akzeptanz und Bereitschaft in der Bevölkerung
In dieser Besonderen Lernleistung wurde sich mit der Frage beschäftigt, welche Akzeptanz und Bereitschaft das Thema Organspende in der Bevölkerung erhält. Im direkten Vergleich europäischer Länder bringt Deutschland die wenigsten Organspender vor und besitzt zudem eine einzigartige gesetzliche Regelung.
Der Informationsstand der Bevölkerung wurde erfragt. Außerdem sollte herausgefunden werden, welche Rolle das Thema im Leben der Befragten spielt. Weiterhin sollte erarbeitet werden, wie es um die Spendenbereitschaft im Falle des eigenen Todes steht. Hierfür wurde ein Fragebogen erstellt, welcher in 26 Fragen das Themengebiet abdeckte.